Vier Monate Rügen 2021

Anfang 2020 verschlug es mich für fünf Monate auf die Insel Rügen. Vorausgegangen waren so einige unschöne Dinge hier in Dresden, welche mir zu verstehen gaben, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Der Umzug am 15.02. 2021 war eine unangenehme HauRuckAktion und dass mache ich nie wieder mit stressigen, unsympathischen Männern! Danke an K., meinem einzigen Lichtblick dabei! Voller Enthusiasmus fing ich in der ersten Waldkita auf Rügen, in Seelen, Anfang März 2021 an.

Gewohnt habe ich im drei Kilometer entfernten Koldevitz, in einem "Ferienhaus". Um euch nicht mit Einzelheiten zu langweilen: Koldevitz von der Landkarte auszuradieren, wäre kein Verbrechen. Es ist ein langweiliges und formloses Dorf in einer Senke, umgeben von Feldern und dem großen Nichts. Die nächste "Stadt" ist Garz, vier Kilometer und eine halbe Stunde mit dem Rad. Schöne Kirche, Edeka, Ende. Meine 320 Euro Unterkunft erwies sich als runtergekommene umgebaute DDR Garage, inklusive Spinnen- und Kellerasselnparadies, alles war feucht und schimmlig. Es gab keine Waschmaschine, keine Heizung, nur einen Ofen, für welchen ich das Brennmaterial besorgen sollte. Ich! Ohne Auto! Also war ich jeden Tag zwei bis drei Stunden mit der (wie auch immer gearteten) Beschaffung von Holz beschäftigt. Dass einzige Highlite war ein Fernseher und meine eigene Wohnungstür. Tür auf- Hund raus. Stromi hat alles gelassen genommen, Hauptsache Mama da! Das Wetter war eine Mischung aus Schnee, Regen, nasser Kälte, grauem Himmel und überall Matsch- überall und gefühlt ständig. Mein armes Fahrrad hat ganz schön gelitten. Zum Glück hatte ich ein paar nette Kontakte nach Dresden, denn weder mein neuer und einziger Kollege (und Vorgesetzter), noch die Vermieterin hielten es für nötig sich mir menschlich zu nähern oder/ und mir die Eingewöhnung zu erleichtern.  

 

Die Waldkita war nagelneu und verströmte den sehr prägnanten Hauch von Luxus und Elite. Sowohl die Kinder, wie auch die Eltern und der Träger waren super toll und mochten mich. Nur...wenn der einzige Kollege und gleichzeitig Vorgesetzte einen ablehnt und in allen Belangen anderer Ansicht ist, hat Mensch keine Chance, Egal, wie ich mich drehte und wendete. Also kündigte ich zu Ende April, suchte mir eine andere Unterkunft, fand sie und packte sofort und ohne mich umzudrehen meine Sachen. Ein langjähriger Freund fuhr mein Zeug und ich fand mich im wunderschönen Buschvitz wieder.

 

Es wurde Frühling, so richtig mit warm, mit Sonne und blühendem Raps. Ich hatte total nette Nachbarn, eine super schöne Umgebung und den Bodden in Sichtweise. Ich meldete mich beim Amt und hatte ansonsten eine wunderbar friedliche Zeit in einer schönen eigenen Fischerkate mit großem Garten. Hin und wieder(also fast jeden Tag) fuhr ich große und kleine Fahrradrunden oder Bus, nach Bergen zum Einkaufen, an die Ostsee oder einfach übers Hinterland. Ich fand wieder Freude und Muße zum Fotografieren und erkundete mit Stromi alles was es zu erkunden gab. Zwischendurch machte ich die Fahrschule, bestand die Theorieprüfung mit null Fehlern, versuchte mich in der Praxis, kaufte mir einen Simulator und übte mit Topfdeckeln. Klar habe ich mich "doof" angestellt, ich brauche halt immer länger als andere...doch mein Fahrlehrer war das Klischee vom alten, weißen Mann- er nannte mich Mausi und bescheinigte mir am Tag eins absolute Unfähigkeit, zu alt zu sein und sein dreijähriger Enkel könne das besser. In der dritten Stunde schickte er mich Landstraße, vor einen Bus, ich verwechselte Bremse und Gaspedal und...warfs hin. Ende.

 

Irgendwie musste es bei mir weitergehen. Corona bescherte mir zwar ein entspanntes Landleben und eine menschenleere Ostsee, doch dass konnte ja nicht ewig so bleiben. Also zog ich Ende Mai nach Laase, zu Freunden, in ihren Bauwagen. Da hatte ich schon beschlossen, die Insel wieder zu verlassen. Was Schönes zum Wohnen findet sich dort nicht und auf alte Neubauten im Nirgendwo hatte ich keinen Bock! Ich genoss noch eine relativ schöne Zeit in Laase. Laase kannte ich seit ca 20 Jahren, es liegt sehr idyllisch am Bodden, mit der Halbinsel Liddow vor der Haustür. Eine wirklich tolle Gegend mit jeder Menge Erkundungsmöglichkeiten. Stromi lies ich öfters "Zu Hause", denn sie hinkte stark und schien zufrieden, in der Sonne am Bauwagen zu liegen. Auf Liddow standen auch meine Möbel und Ramsch in einer Scheune, vom Regen beehrt und von Mäuse besiedelt. So sortierte und räumte ich mal wieder. Ich suchte mir auf ebaykleinanzeigen einen wirklich entspannten, halbwegs preiswerten Umzugsfahrer und zog am 15.Juni 2021 zurück nach Sachsen. In der Laase werde ich wohl nie wieder sein und das schöne Liddow nie wieder sehen, denn der langjährige Freund entpuppte sich als "Freund mit Hintergedanken" und war scheinbar nur deshalb der "Freund", welcher mich gern in der Nähe gehabt hätte. Von keinem einzigen Menschen, weder Freund*innen, noch Eltern oder Kolleg*innen von der Insel hörte ich jemals wieder etwas. Es ist nicht so, als ob ich es nicht gewollt hätte...egal, neues Leben, neues Glück- in Sachsen zurück...

In Koldevitz

In Buschvitz

In Laase und auf Liddow